
Jenes hat Oscar Wilde geschrieben.
Von ihm stammen wohl die schönsten, nachdenklichsten und wohl wahrsten Zitate.
Zitate sind eine tolle Erfindung: sie können Dinge ausdrücken, die man mit seinen eigenen Worten nie so treffend und schön formulieren hätte können; sie treten in unser Leben, denn Zitate sind überall und immer allgegenwärtig, nur wir ganz allein können entscheiden, ob sie uns wieder entgleiten oder, ob sie uns etwas bedeuten und wir sie an uns binden wollen.
Ich denke, jeder wählt Zitate aus, von denen er unterbewusst denkt, dass sie ihn repräsentieren oder dass er gerne so sein und denken würde.
Das Finden von Zitaten ist vielleicht ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstidentifikation mit sich selbst.
Wenn man merkt, dass einem ein Zitat gefällt, denkt man darüber nach, was das mit einem selbst zu tun hat, man lernt sich besser kennen, denn man entdeckt Seiten, die man vorher nicht kannte. Zitate sind nicht nur einfach Worte, die jemand anders einmal gesagt oder geschrieben hat, es sind auch die Worte, die schon immer in unserem Inneren geschlummert haben und zum Vorschein treten, wenn ein Zitat anfängt, uns etwas zu bedeuten.
Das Gedächtnis ist also das Tagebuch, was wir immer mit uns tragen. Doch, was ist, wenn wir so viele Erlebnisse haben, schöne oder traumatische, dass unser Kopf voll ist, zu platzen droht? Ist es dann nicht besser, man verwahrt diese Gedanken an einem sicheren Ort, in den niemand eindringen kann und diese stehlen kann? So werden sie festgehalten und vor dem Vergessen geschützt, wenn man sie einem Buch anvertraut, das nur einem gehört und das von niemand anderem je gelesen wird. Man schreibt seine eigene Geschichte, sein eigenes Buch, eine Geschichte über das Leben.
Man kann Dinge loslassen ohne sie zu verlieren, denn man weiß, dass sie nicht in Vergessenheit geraten, da man, wenn man sich nach ihnen sehnt, einfach sein Buch aufschlagen kann und sie wiederfindet.
Dann ist der Kopf frei, wie aufgeräumt und geordnet, die Vergangenheit ist gut verwahrt und die Zukunft hat Platz. Es ist Platz für neues Leben, neue Erfahrungen, die nicht von alten Erinnerungen verdrängt und überschattet werden.
Mehr Raum für Leben.
Wie perfekt es passt, dass der perfekte Schriftsteller auf so einem perfekten Tagebuch verehwigt ist.
Sollte das etwa Schicksal sein?
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